Für Alle, die Fakten lieben – Der Faktencheck Rohstoffgewinnung

Wird der Sand in Deutschland knapp? Ist Recycling die Lösung? Braucht die Rohstoffgewinnung riesige Flächen? Und geht mich das überhaupt was an?
In jeweils ein bis zwei filmischen Minuten entzaubern wir verifiziert und plakativ die meistgenannten „Mythen“, die in Zusammenhang mit der Rohstoffgewinnung, teils hartnäckig, im Umlauf sind.
(Wichtig: Die Zahlen in den Texten und Filmen sind deutschlandweite Erhebungen)

 

Mythos Nr. 1

Leidet Deutschland unter „Sandknappheit“?

Schaffte es die „Sand- und Kiesknappheit“ in den letzten Monaten wiederholt in den Schlagzeilen großer Medien und Sender aufzublitzen, werden im Filmclip auf unterhaltsame Weise die eigentlichen Ursachen für gelegentliche Lieferschwierigkeiten bei diesen wichtigen Rohstoffen erklärt. Ursächlich dafür ist nicht etwa ein Mangel an Sand, Kies und Naturstein – im Gegenteil: in Deutschland reichen die Vorräte dieser Gesteinsrohstoffe rein geologisch noch tausende von Jahren – sondern der hürdenreiche Weg zur Genehmigung.

Hier den Faktencheck „Sandknappheit“ ansehen:

 

Mythos Nr. 2

Der Einsatz von Recyclingmaterial und mehr Holzbau machen die Gewinnung von Sand, Kies und Naturstein überflüssig?

Mineralisches Recycling ist zeitgerecht und wichtig, wird von der Gesteinsbranche absolut befürwortet und von vielen Gesteinsunternehmen zusätzlich selbst betrieben. Tatsache ist, dass heute schon Jahr für Jahr etwa 90 % aller mineralischen Bauabfälle und 98 % des Straßenausbaumaterials recycelt und wieder eingesetzt werden. Trotzdem gelingt es mit dieser hohen Wiederverwertungsquote lediglich etwa 13 % des gesamten Materialbedarfs zu decken.
Beim Thema Holz, das besonders im Zusammenhang mit Wohnungsbaumaßnahmen in den Fokus gerückt ist, besteht ein ähnliches Problem: Aus heimischen Quellen allein wird sich der bilanzierte Bedarf angesichts der Planungen der Bundesregierung, jährlich etwa 350.000 neue Wohnungen zu errichten, nicht speisen können. Das bedeutet: Importe mit langen Transportwegen für Baurohholz wären unvermeidbar. Bleiben wir dann nicht besser bei der bewährten Baupraxis? Hier sind ohnehin so genannte „Hybridbauweisen“ – also Häuser aus mineralischen Rohstoffen und Holz in Kombination – an der Tagesordnung und Stand der Technik.

Hier den Faktencheck „Recycling und Holzbau“ ansehen:

 

Mythos Nr. 3

Der Flächenverbrauch für die Gewinnung von Gesteinsrohstoffen ist enorm – ist das wirklich so?

MineralischesWer die heimische Gewinnung von Gesteinsrohstoffen mit besonders großen in Anspruch genommene Flächen gleichsetzt, wird darüber staunen, wie wenig Platz aktive Sand- und Kiesgruben sowie Steinbrüche tatsächlich benötigen. Deutschlandweit misst die Fläche, die jährlich für die aktive und nachfragegerechte Gewinnung von Gesteinsrohstoffen benötigt wird, nämlich gerade einmal 12,9 km². Umgerechnet bedeutet dies, dass lediglich etwa 0,004 % der Gesamtfläche Deutschlands dafür in Anspruch genommen werden müssen, um den bundesweiten Bedarf von etwa 500 Mio. t zu decken.
Hinzu kommt: Auch diese geringen Flächenanteile werden nur temporär zur Rohstoffentnahme genutzt. Nach Abschluss der Gewinnung stehen sie anderen Branchen oder Interessensgruppen wieder als Nutzflächen für Forst- und Agrarbewirtschaftung, Naherholung, Naturschutz oder anderes zur Verfügung – je nachdem, über welche Nachnutzungsplanung entschieden wurde.
Im Vergleich zum geringen Flächenbedarf der Gesteinsindustrie; 30 % nutzt die Landwirtschaft und 15 % sind mit Siedlungs- und Verkehrsflächen belegt.

Hier den Faktencheck „Flächenverbrauch“ ansehen:

 

Mythos Nr. 4

Wo Rohstoffgewinnung erlaubt wird, hat die Natur nichts zu melden?

Natürlich ist die Rohstoffgewinnung ein Eingriff in die vormalige Landschaft – das wird keiner bestreiten. Dennoch ist es einer der häufigsten und größten Irrtümer im Zusammenhang mit der Gewinnung von Gesteinsrohstoffen, dass die Natur verspielt hat, sobald eine Fläche diesbezüglich erschlossen wird. Denn gerade dadurch, dass durch die Rohstoffgewinnung seltene Ruderalstandorte entstehen – also Bereiche, die für Pionierarten interessant, in der modernen Kulturlandschaft aber kaum mehr zu finden sind – entwickelt sich schon mitten im aktiven Steinbruch oder der Sandgrube eine rege Ansiedlungsdynamik und Biodiversität. Bedrohte Tier- und Pflanzenarten besiedeln spontan die neu entstandenen, ökologisch wertvollen Nischen, die sie als Fortpflanzungsstätten und attraktiven Ausgangspunkt neuer Populationen nutzen. Abgesehen von vielen anderen Arten, ist auf diese Weise beispielsweise der Uhu zum heimlichen Wappentier der Gesteinsindustrie geworden: Etwa 80 % aller Uhupaare in Deutschland brüten mittlerweile in aktiven oder ehemaligen Gewinnungsstätten der Gesteinsindustrie. Gewinnungsstätten sind nicht von ungefähr auch von Seiten des Naturschutzes als Hot-Spots der Biodiversität anerkannt.

Hier den Faktencheck „Naturschutz“ ansehen:

 

Mythos Nr. 5

Kies, Sand und Naturstein zu haben oder nicht zu haben ist für einzelne Bürger völlig ohne Belang?

Wer kommt wie zur Arbeit oder ins Grüne? Straßen, Schienenwege, Fahrradtrassen – irgendwie möchte und muss jeder Mensch mobil sein … und nutzt dafür Verkehrswege, die unter Einsatz mineralischer Gesteinsrohstoffe gebaut worden sind und erhalten werden. Eine Wohnung oder das Haus, aus mineralischen Baustoffen komplett oder anteilig gebaut, werden durch Fliesen, Keramik, Fensterscheiben sowie Porzellan und Glaswaren wohnlich und nutzbar. Energie kommt vom nahen Windpark und dem Solarfeld nebenan, der Rechner im Home-Office muss schließlich laufen. Kosmetika und Zahnpasta runden den Reigen der aufgeführten Gegenstände ab. Gemeinsam ist ihnen allen, dass sie und viele weitere Alltagsgegenstände ohne mineralische Gesteinsrohstoffe schlichtweg nicht vorhanden wären.
Gerade weil sich diese Grundstoffe so geschickt in verschiedensten Gütern verstecken, ist nur wenigen Leuten bewusst, dass jeder Mensch rein rechnerisch etwa 1 Kilo der Ausgangsstoffe Kies, Sand und Naturstein pro Stunde für seinen individuellen Bedarf braucht und nutzt!

Hier den Faktencheck „Persönlicher Bedarf“ ansehen:

 

Mythos Nr. 6

Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft stehen konträr zur Rohstoffgewinnung?

Regionale Produkte vereinen in sich neben dem großen Vorteil, dass man möglicherweise den Erzeuger kennt und um die Güte der Waren weiß, auch den Vorteil des kurzen Weges zum Verbraucher. Das ist nicht nur bei landwirtschaftlichen Produkten von Vorteil, sondern betrifft ebenso – oder gerade – schwere Massengüter wie Sand, Kies und Naturstein. Da die daraus hergestellten Körnungen beispielsweise immer dann, wenn ein wichtiges Bauvorhaben läuft, in großer Menge gebraucht werden, ist es doppelt vorteilhaft, sie über kurze Wege anzuliefern.
Da wir aktuell in Deutschland noch über ein ausgeprägtes, dezentrales Netz an Gewinnungsstätten für Sand, Kies und Naturstein verfügen, ist die optimale Länge – oder besser: Kürze – der Lieferwege zu den Abnehmern erfreulicherweise gegeben. Diese vorteilhafte Dezentralität gilt es zu erhalten.
Und was die Kreislaufwirtschaft betrifft: Diese erreicht gerade dank der Qualität jener Primärbaustoffe aus Sand, Kies und Naturstein, die einst in nunmehr zu recycelnden Bauwerken verbaut wurden, eine hohe Akzeptanz. Fest steht auch: Noch kein einziger im Steinbruch oder der Kiesgrube gewonnener Stein ist jemals von dieser Erde verschwunden. Jeder einzelne bleibt im Kreislauf und ist – richtig aufbereitet – viele Male wiederverwertbar.

Hier den Faktencheck „Nachhaltigkeit“ ansehen: