Wegweisende Vertragsunterzeichnung, diesmal in einem Steinbruch: v.l. Dr. Norbert Schäffer (Vorsitzender des LBV), Henrik Wesseling (HeidelbergCement AG, Werkleiter Burglengenfeld), Norbert Dirschel (Sachgebietsleiter der Höheren Naturschutzbehörde bei der Regierung Oberpfalz) und Thomas Ebeling (Landrat des Landkreises Schwandorf)

Naturschutz und Rohstoffindustrie gemeinsam für den Amphibienschutz

Hilpoltstein, 29.04.19 – Der LBV hat jetzt auch in der Oberpfalz einen ersten Kooperationsvertrag mit einem Rohstoffgewinnungsunternehmen zum Schutz von bedrohten Amphibien geschlossen. Bei einem Geländetermin im Steinbruch in Burglengenfeld haben der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer, der Werkleiter Burglengenfeld der HeidelbergCement AG Henrik Wesseling, der Landrat des Landkreises Schwandorf Thomas Ebeling sowie Norbert Dirschel, Sachgebietsleiter der Höheren Naturschutzbehörde bei der Regierung Oberpfalz einen Vertrag geschlossen. Mit dem Vertrag nimmt das Werk nun an einem bayernweiten Projekt zum Schutz von bedrohten Amphibienarten in Rohstoffgewinnungsstätten teil. „Durch das Pilotprojekt soll die Förderung und Erhaltung bedrohter Amphibienarten im Gewinnungsprozess gesichert und der laufende Betrieb auch bei schon existierendem Vorkommen bedrohter Arten in einer Win-Win-Situation gewährleistet werden“, so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.

Mit der engen und vertraglich geregelten Zusammenarbeit können gemeinsam Schutz- und Entwicklungsmöglichkeiten für Amphibien in Kies-, Sand- oder Lehmgruben beziehungsweise Steinbrüchen geschaffen werden. Denn: „Rohstoffgewinnung und Naturschutz müssen heute keine Gegensätze mehr sein, gewährleisten die Gewinnungsstätten doch Lebensbedingungen, wie sie in der Landschaft heute kaum noch existieren“, sagt Dr. Norbert Schäffer. Und Dr. Bernhard Kling, Geschäftsführer des Bayerischen Industrieverbands Baustoffe, Steine und Erden (BIV), ergänzt: „Die rohstoffgewinnende Branche ist tatsächlich eine der wenigen, die an vielen Stellen sichtbar und umfänglich mehr zurückgibt als sie nutzt. Die Flächen werden oftmals sogar aufgewertet.“

Im Steinbruch Burglengenfeld profitieren vor allem die Gelbbauchunke und die Wechselkröte von den umgesetzten Maßnahmen. Zu diesen zählen zum Beispiel der Erhalt und die Anlage von Kleinstrukturen wie Totholz, Wurzelstöcke oder Sand- und Geröllhaufen. Auf einem Naturlehrpfad durch den Steinbruch wird anschaulich das Miteinander und Nebeneinander ökologischer und wirtschaftlicher Interessen gezeigt. „Hier sehen wir eines von mittlerweile zahlreichen Best-Practice-Beispielen in Bayern, wie die Rohstoffgewinnung zur Förderung der Artenvielfalt beiträgt“, sagt Dr. Bernhard Kling.

Seit 2017 führt der LBV zusammen mit dem BIV und der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe e.V. (ABBM) das Pilotprojekt durch. Ziel ist die Sicherung und Optimierung von Lebensräumen für europaweit bedrohte Amphibienarten in aktiven Gewinnungsbetrieben. Über die gesamte Laufzeit bis Ende 2022 wird das Projekt vom bayerischen Naturschutzfonds gefördert. Den Anlass für das gemeinsame Vorhaben gab ein aktueller Bericht der Bundesregierung über das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000. Dieser zeigt für sieben besonders bedrohte Amphibienarten mit europaweiter Bedeutung einen ungünstigen Erhaltungszustand und überwiegend einen negativen Gesamttrend der Vorkommen auf.

Hintergrund
Der LBV und die Rohstoffgewinnungsunternehmen sind sich des besonderen Potenzials von Kies- und Sandgruben bewusst. Gemeinsam wollen sie deshalb durch gegenseitige Information und enge Zusammenarbeit die Chancen für den Erhalt der biologischen Vielfalt nutzen. Die Entstehung wertvoller Sekundärlebensräume und die Ansiedlung seltener Arten, wie beispielsweise Geburtshelferkröte, Kammmolch oder Knoblauchkröte, sollten nicht dem Zufall überlassen werden, sondern während der Gewinnungsphase, bei der Renaturierung und auch darüber hinaus gezielt gesteuert werden. So sollen bayernweit in 100 Rohstoffgewinnungsstätten aller Rohstofftypen beispielhafte Maßnahmen zur Umsetzung durchgeführt werden.