v.l. Dr. Bernhard Kling (BIV), Dr. Norbert Ammann (IHK), Dr. Hartmut Hoffmann (BUND), Moderator Rudolf Erhard, Dr. Siegfried Kreibe (bifa Umweltinstitut), Prof Dr. Büchl (Umweltcluster Bayern)

BIV auf Podiumsdiskussion Sekundärrohstoffe

Geschäftsführer Dr. Kling: "Ich glaube nicht, dass gerade die Bauwirtschaft so immens viel Nachholbedarf hat, wie oft in der Öffentlichkeit dargestellt."

Die IHK für München und Oberbayern hatte am 27.Oktober 2017 zur Podiumsdiskussion Sekundärrohstoffe geladen. Von Seiten des Bayerischen Industrieverbandes Baustoffe, Steine und Erden (BIV) war Geschäftsführer Dr. Bernhard Kling zu Gast in einer Runde mit Vertretern der großen bayerischen Umweltinstitute und -verbände.

Als Dach der Diskussion ging es um den Fakt: Deutschland produziert Sekundärrohstoffe im Wert von 8,4 Milliarden Euro. Sie machen bereits 13 Prozent der insgesamt genutzten Rohstoffe aus. Deshalb die Frage vom Moderator der Runde, Rudolf Erhard: „Haben wir damit viel oder bisher eher wenig erreicht?“

Für Dr. Hartmut Hoffmann vom BUND zu wenig, der mit seinem Statement die Diskussion eröffnete. Seiner Ansicht nach müsse noch viel mehr getan werden, was die Unternehmen aber nicht im ausreichenden Maße umsetzen würden.

Der Geschäftsführer des BIV stellte die Praxis aus Sicht der Rohstoffgewinnung realistisch dar, zunächst mit einem plakativen Beispiel. Der Bedarf an Rohstoffen in Bayern pro Tag und Einwohner entspricht zwei vollen Einkaufstüten. Die Unternehmen der bayerischen Bau- und Rohstoffindustrie sind Versorger, die die Basis des Wohlstands in Bayern bilden.

Der BIV bekennt sich zur technisch und wirtschaftlich sinnvollen Verwertung von mineralischen Bauabfällen, allerdings muss hier unterschieden werden: von den rund 210 Mio Tonnen, die genannt wurden, entfallen weit über die Hälfte auf sogenannte Boden und Steine, im Wesentlichen also Bodenaushub. Dieser kann in der Regel nicht zu hochwertigen Baustoffen aufbereitet werden, sondern bietet sich vor dem Hintergrund einer flächensparenden Rohstoffgewinnung zur Verfüllung bereits beendeter Gewinnungsstätten an. Das, was an Bauschutt und Straßenaufbruch anfällt, wird bereits zu etwa 80% (Bauschutt) bzw. über 90% (Straßenaufbruch) recycelt. Damit sind auch die technisch und wirtschaftlich vertretbaren Grenzen erreicht.

Das Resümee des BIV-Geschäftsführers: „Ich glaube nicht, dass gerade die Bauwirtschaft so immens viel Nachholbedarf hat, wie oft in der Öffentlichkeit dargestellt.“

Prof Dr. Büchl vom Umweltcluster Bayern ergänzte, dass der Begriff Recycling mittlerweile zu inflationär verwendet werde. „Jeder sieht Kreislaufwirtschaft anders“. Wichtig sei hier nicht zu verallgemeinern, sondern das Thema differenziert auch für die jeweilige Branche und deren Umstände zu betrachten. Wichtig sei aber, dass Ökonomie und Ökologie zusammenlaufen müssen.

Das sah auch Dr. Siegfried Kreibe vom bifa Umweltinstitut so: “Wir müssen den Diskurs über Recycling gemeinsam führen.“

Doch oft bremst auch die Bürokratie auf Landes- und Bundesebene den Umschwung. Selbst wenn Unternehmen den Schritt zu mehr Kreislaufwirtschaft gehen möchten, werden diese durch rechtliche Einschränkungen daran gehindert.

Dr. Norbert Ammann von der IHK München und Oberbayern: „Das hören wir ganz oft von unseren Unternehmen. Bürokratie ist tatsächlich ein Riesenthema.“ Die Thematik der Kreislaufwirtschaft könne nicht isoliert über Verordnungen in eine Richtung betrachtet werden, Gesetze müssten alle Beteiligten abholen.

Dr. Bernhard Kling ergänzte hierzu ein Beispiel aus dem Wasserrecht: „Es gelten für Mineralwässer zum Teil großzügigere Grenzwerte als für Bodenaushub. Das sind Grenzen, die die Verwertung praktisch unmöglich machen.“