Einzigartiger Vertragsabschluss: Naturschutz und Rohstoffindustrie gemeinsam für Amphibienschutz

Am 9. Juni 2017 wurde bei der Firma Thaler in Neusäß bei Augsburg der erste Kooperationsvertrag zwischen einem rohstoffgewinnenden Unternehmen, dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) e.V. und der Regierung von Schwaben im Beisein des Amtschefs des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, Dr. Christian Barth, des LBV-Vorsitzenden Dr. Norbert Schäffer und dem Vorsitzenden der Fachgruppe Sand und Kies des Bayerischen Industrieverbandes Baustoffe, Steine und Erden e.V. (BIV), Oliver Klauser geschlossen.

Dieser Vertrag ist ein Novum ­- er soll die Förderung und Erhaltung bedrohter Amphibien-Arten im Gewinnungsprozess sichern helfen und den laufenden Betrieb auch bei schon existierenden Vorkommen bedrohter Arten in einer WIN-WIN-Situation gewährleisten.

Zusammen mit den Partnern Bayerischer Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden e.V. (BIV) und der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe e.V. (ABBM) führt der LBV das Projekt zur Sicherung und Optimierung von Lebensstätten für europaweit bedrohte Amphibienarten in den kommenden Jahren bis Ende 2021 durch. Das Projekt wird vom bayerischen Naturschutzfonds gefördert.

„Rohstoffgewinnung und Naturschutz sind heute keine Gegensätze mehr, gewährleisten die Gewinnungsstätten doch Lebensbedingungen, wie sie in der Landschaft heute kaum noch existieren“, so die anwesenden Dr. Christian Barth, Oliver Klauser und Dr. Norbert Schäffer in Hinblick auf den Pilotcharakter des einzigartigen Projektes.

In der anschließenden Führung über das Gelände der Firma Thaler stellten Andreas Thaler und Brigitte Kraft von der LBV-Bezirksgeschäftsststelle Schwaben, Maßnahmen zum Erhalt – vor allem der Kreuzkröte - vor.

Anlass für das gemeinsame Vorhaben ist ein Bericht der Bundesregierung zur Situation des europäischen Schutzsystems NATURA 2000, der für sechs besonders bedrohte Amphibien-Arten mit europaweiter Bedeutung einen ungünstigen Erhaltungszustand und überwiegend einen negativen Gesamttrend der Vorkommen aufzeigt. Es besteht also die dringende Notwendigkeit, diesen Trend umzukehren und Maßnahmen für die Bestandserholung dieser Arten einzuleiten, um diese negativen Werte zu verbessern. Diese sind in heute großem Umfang auf Abgrabungsstätten angewiesen, denn Rohstoffgewinnungsstätten von Lehm Sand, Kies und Gestein können wichtige Sekundärlebensräume für Amphibien darstellen. Ihre besondere Bedeutung liegt vor allem darin, dass sie Ersatzlebensräume für naturnahe Wildflussauen sind, die heute durch Flussregulierungen weitgehend verschwunden sind.

Daher hat der LBV ein Projekt ins Leben gerufen in dem Naturschutz und Rohstoffindustrie in enger und auch vertraglich geregelter Zusammenarbeit Schutz- und Entwicklungsmöglichkeiten in Kiesgruben, Sandgruben, etc. gemeinsam umsetzen. Diese Arten sind Geburtshelferkröte, Gelbbauchunke, Kammmolch, Knoblauchkröte, Kreuzkröte und Laubfrosch.

Die rohstoffgewinnenden Unternehmen und der LBV sind sich dieses besonderen Potenzials bewusst und wollen durch gegenseitige Information und enge Zusammenarbeit die Chancen für die Erhaltung unserer biologischen Vielfalt nutzen. Die Entstehung wertvoller Sekundärlebensräume und die Ansiedlung seltener Arten sollten nicht dem Zufall überlassen werden, sondern während der Gewinnungsphase, bei der Renaturierung und auch darüber hinaus gezielt gesteuert werden. So sollen bayernweit in mehr als 100 Rohstoffgewinnungsstätten aller Rohstofftypen beispielhafte, Maßnahmen zur Umsetzung durchgeführt werden.

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