Dramatischer Einbruch im Wohnungsbau - Verbändebündnis warnt vor Folgen und drängt auf konkrete politische Maßnahmen

Das neueste Posionspapier der Initiative „Impulse für den Wohnungsbau in Bayern“ stellt die dramatischen Rückgänge bei Auftragseingängen und Wohnbaugenehmigungen dem nach wie vor ungebrochenen Bedarf, vor allem an kostengünstigem Wohnraum, gegenüber. Gerade Bayern als wirtschaftsstarkes und von Bevölkerungszuwachs geprägtes Bundesland ist auf ein ausreichendes Angebot an bezahlbaren Wohnungen vor allem in den Ballungsgebieten ange¬wiesen. Die Wirklichkeit spricht eine andere Sprache: Von den 70.000 neuen Wohnungen, da¬von 20.000 im geförderten Bereich, die jährlich gebaut werden müssten, ist man auch in Bay¬ern weiter entfernt denn je.

Im Krisengespräch wiesen die Aktionsteilnehmer den Bayerischen Bauminister Christian Bernreiter auf die dramatische Situation hin. Wohnen ist DIE soziale Frage unserer Zeit. „Denn ohne ein adä¬quates Angebot an Wohnraum wird es immer schwerer, dringend notwendige Arbeits¬ und Fachkräfte für den Wirtschafsstandort Bayern zu gewinnen. Auch für die Bevölkerung insge¬samt ist vorhandener und bezahlbarer Wohnraum von sozialer Bedeutung“, so Bertram Bro¬ssardt, Hauptgeschäftsführer der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.

Finanzielle Förderungen auf der einen Seite, bautechnische und bürokratische Vereinfachun¬gen auf der anderen Seite – darauf gründen die sieben Maßnahmenpakete, die das Aktions¬bündnis vorschlägt. Dabei werden die bereits durch die Bayerische Staatsregierung in die Wege geleiteten Fördermaßnahmen, seien es direkte Zuschüsse oder günstige Darlehen für den Mietwohnungsbau wie auch das selbstgenutzte Wohneigentum, ausdrücklich begrüßt. Au¬genscheinlich reichen die Maßnahmen allerdings nicht aus. „Derzeit können unsere Mitglieds¬unternehmen so gut wie gar nichts mehr an den Mann oder die Frau bringen“, so die Aussage des Präsidenten des BFW Landesverband Bayern, Andreas Eisele, dessen Verband die Interes¬sen der freien Immobilienwirtschaft in Bayern vertritt. Diese Krisenstimmung durchzieht die gesamte Wertschöpfungskette am Bau, beginnend bei den Planern über die Baustoffprodu¬zenten, die Bauunternehmen bis hin zu den Vermarktern. „Kurzarbeit ist in der Ziegelindustrie bereits Realität, die Schließung von Werken droht“, ergänzt Yves Knoll, Geschäftsführer des Bayerischen Ziegelindustrieverbands. Der mit dem Nachfragerückgang drohende Kapazitäts¬abbau in der Bauwirtschaft könne zu einem Verlust an Fachkräften führen, der die demogra¬fische Entwicklung nochmals verschärfe, so Andreas Demharter, Hauptgeschäftsführer des Landesverbands Bayerischer Bauinnungen. „Wenn die Mitarbeiter einmal weg sind, dann ist es unheimlich schwierig, diese gut ausgebildeten Leute wieder zurückzuholen, wenn es wieder besser läuft“, befürchtet Demharter. Der Deutsche Mieterbund, Landesverband Bayern zählt ebenfalls zu den Unterzeichnern des Positionspapiers, denn „fehlende Bautätigkeit führt zu noch höheren Mieten und das in einer Zeit, in der viele Mieter bereits jetzt finanziell überlastet sind“, so die Geschäftsführerin Monika Schmid-Balzert

Kostentreibende Vorschriften adressiert Professor Dr. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau: „Das Baurecht und die Normen sind an vielen Stellen sehr kompliziert und kostentreibend. Helfen würde eine Experimentierklausel, die es in gewissen Fällen ermöglicht, abweichend von Normen und Standards zu bauen – natürlich, ohne bei den Schutzzielen Abstriche zu machen. Der Gebäudetyp E wäre ein Schritt in die richtige Richtung – einfach und experimentell bauen.“

Das sind die wesentlichen Punkte, die die Politik auf Landes- bzw. Bundesebene jetzt angehen muss:

  1. Langfristige und transparente Förderinstrumente für den Wohnungsneubau.
  2. Deutlich höhere Mittelausstattung für den geförderten Mietwohnungsbau durch den Bund.
  3. Dynamisierte Förderhöhen für Schwellenhaushalte, abhängig von den regionalen Gegebenheiten.
  4. Mehr Anstrengung bei energetischen Sanierungsmaßnahmen.
  5. Mobilisierung von Bauland und Umwidmung von Bestandsgebäuden im öffentlichen Bestand
  6. Baurecht vereinfachen und Bürokratie abbauen
  7. Fachkräftemangel auffangen – auch durch mehr Automatisierung

Bereits seit mehr als zehn Jahren adressiert ein Bündnis aus Verbänden der Bau- und Immobilienwirtschaft, Ingenieurekammer, Mieterbund und Gewerkschaft in der Aktionsgemeinschaft „Impulse für den Wohnungsbau“ Defizite und Fehlentwicklungen gegenüber den politisch Verantwortlichen auf Landes- wie Bundesebene. Damit spiegelt die Initiative die Aktivitäten des gleichnamigen Bündnisses auf Bundesebene, das u. a. den alljährlichen Wohnungsbau-Tag in Berlin verantwortet, in die Region. Auch wenn der Politik die dramatische Lage im Wohnungsbau parteiübergreifend bewusst ist, so werden die Mandatsträger vor den anstehenden Landtagswahlen durch das vorliegende Positionspapier angehalten, noch mehr Initiative zu zeigen und vor allem den Druck auf den Bund und den Bundesrat zu erhöhen.