Erste Reihe: Bernhard Leutheußer (Geschäftsführer Hartsteinwerke Schicker), LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer, Sabine Porzner-Isenrath (Porzner Steine & Erden) und der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber

Umweltminister Glauber: „Kiesgruben und Steinbrüche sind für viele seltene Amphibienarten zur Heimat geworden.“

Der LBV hat jetzt auch in Oberfranken erste Kooperationsverträge mit Rohstoffgewinnungsunternehmen zum Schutz von bedrohten Amphibien geschlossen. Bei einem Geländetermin im Steinbruch in Guttenberg haben der Umweltminister Thorsten Glauber, der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer, die Gewinnungsunternehmen Hartsteinwerke Schicker und Porzner Steine & Erden, der Landrat des Landkreises Kulmbach, die Unteren und die Höhere Naturschutzbehörde sowie das Wasserwirtschaftsamt einen Vertrag unterzeichnet. Mit dem Vertrag nehmen die Firmen nun an einem bayernweiten Projekt zum Schutz von bedrohten Amphibienarten in Rohstoffgewinnungsstätten teil. „Durch das Pilotprojekt soll die Förderung und Erhaltung bedrohter Amphibienarten im Gewinnungsprozess gesichert und der laufende Betrieb auch bei schon existierendem Vorkommen bedrohter Arten in einer Win-Win-Situation gewährleistet werden“, so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.
„Das Projekt 'Natur auf Zeit' schafft wertvolle Biotope. Die naturschutzfreundliche Bewirtschaftung der Abbauflächen leistet einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der biologischen Vielfalt im Freistaat. Kiesgruben und Steinbrüche sind für viele seltene Amphibienarten zur Heimat geworden. Sie tragen dazu bei, die Bestände bedrohter Amphibien zu stabilisieren. Die Firmengruppen 'Hartsteinwerke Schicker' und 'Porzner Steine & Erden' setzen das Projekt mustergültig um", betonte Umweltminister Thorsten Glauber.

Mit der engen und vertraglich geregelten Zusammenarbeit können gemeinsam Schutz- und Entwicklungsmöglichkeiten für Amphibien in Kies-, Sand- oder Lehmgruben beziehungsweise Steinbrüchen geschaffen werden. Denn: „Rohstoffgewinnung und Naturschutz müssen heute keine Gegensätze mehr sein, gewährleisten die Gewinnungsstätten doch Lebensbedingungen, wie sie in der Landschaft heute kaum noch existieren“, sagt Dr. Norbert Schäffer. Und Dr. Bernhard Kling, Geschäftsführer des Bayerischen Industrieverbands Baustoffe, Steine und Erden (BIV), ergänzt: „Die Rohstoffgewinnung in Bayern trägt aktiv zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Das ist kein bloßes Nachhaltigkeitsversprechen.“

In den Rohstoffgewinnungsstätten, für die nun Verträge unterzeichnet wurden, profitieren vor allem die Kreuzkröte, Kammmolch und Laubfrosch von den umgesetzten Maßnahmen. Zu diesen zählen zum Beispiel der Erhalt und die Anlage von Kleinstrukturen wie Totholz, Wurzelstöcke oder Sand- und Geröllhaufen beziehungsweise der Schutz von Kleingewässern. „Unsere Unternehmen schaffen in ganz Bayern mit einer Vielzahl an großen und kleinen Projekten wertvolle Lebensräume für bedrohte Arten. Das liegt zum einen an den natürlichen Gegebenheiten in Gruben und Brüchen und zum anderen am besonderen Engagement der Betreiber.“, sagt Dr. Bernhard Kling.

Seit 2017 führt der LBV zusammen mit dem BIV und der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe e.V. (ABBM) das Pilotprojekt durch. Ziel ist die Sicherung und Optimierung von Lebensräumen für europaweit bedrohte Amphibienarten in aktiven Gewinnungsbetrieben. Über die gesamte Laufzeit bis Ende 2022 wird das Projekt vom bayerischen Naturschutzfonds gefördert. Den Anlass für das gemeinsame Vorhaben gab ein aktueller Bericht der Bundesregierung über das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000. Dieser zeigt für sieben besonders bedrohte Amphibienarten mit europaweiter Bedeutung einen ungünstigen Erhaltungszustand und überwiegend einen negativen Gesamttrend der Vorkommen auf.

Hintergrund
Der LBV und die Rohstoffgewinnungsunternehmen sind sich des besonderen Potenzials von Kies- und Sandgruben bewusst. Gemeinsam wollen sie deshalb durch gegenseitige Information und enge Zusammenarbeit die Chancen für den Erhalt der biologischen Vielfalt nutzen. Die Entstehung wertvoller Sekundärlebensräume und die Ansiedlung seltener Arten, wie beispielsweise Gelbbauchunke, Kammmolch oder Knoblauchkröte, sollten nicht dem Zufall überlassen werden, sondern insbesondere während der Gewinnungsphase und auch darüber hinaus gezielt gesteuert und betreut werden. So sollen bayernweit in 100 Rohstoffgewinnungsstätten aller Rohstofftypen beispielhafte Maßnahmen zur Umsetzung dieses Pilotprojektes unter dem Motto „Natur auf Zeit“ durchgeführt werden.